Über das Projekt

Die Akzeptanz für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt unterscheidet sich in Hessen zwischen größeren Städten und den überwiegend ländlich geprägten Regionen. In den ländlichen Regionen ist die freie Entfaltung der Persönlichkeit und ein offenes und diskriminierungsfreies Leben für LSBT*IQ Personen teilweise noch immer erschwert. Auch wissenschaftlich ist die Vielfalt sexueller Orientierungen und geschlechtlicher Identitäten in ländlich geprägten Räumen noch kaum untersucht. Das Projekt „Akzeptanz und Vielfalt in Fulda und Region“ der Hochschule Fulda reagiert auf diese Situation, indem es eine kulturelle sowie wissenschaftliche Veranstaltungsreihe mit Vernetzungsangeboten organisiert. Zudem wird eine wissenschaftliche Begleitforschung durchgeführt. Das Projekt wird von der Hessischen Landesregierung unterstützt. Eine Konferenz mit dem hessischen Staatsminister für Soziales und Integration, Kai Klose, bringt Forschung, Politik und Praxis zusammen. Die Ergebnisse werden veröffentlicht. „Akzeptanz und Vielfalt in Fulda und Region“ ist ein Projekt der Hochschule Fulda und wird durch das Hessische Ministerium für Soziales und Integration gefördert.

Aktuelles

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Wie leben queere Menschen in der Region? Und welche Orte verweisen auf die Existenz queeren Lebens in Fulda und Umgebung? Das zeigt die Ausstellung „Queere Worte – Queere Orte“ im Konzeptkaufhaus KARL. Zu sehen sind ausgewählte Momentaufnahmen queerer Fotoamateur*innen aus der Region. Mit einer Einmalkamera hielten sie ihre Wahrnehmungen sowie ihre eigenen Inszenierungen queerer Orte in der Region fest. Jana Zentgraf und David Muniz-Hernandez, vom Hochschul-Projekt Akzeptanz und Vielfalt erzählen uns wie es dazu kam.

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„Mit diesem Projekt haben wir auch einen Beitrag zur Aktivierung von zivilgesellschaftlichem Zusammenhalt und zur Demokratieförderung in der Region geleistet“, betont Professorin Dr. Carola Bauschke-Urban von der Hochschule Fulda.

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Ausstellung „Queere Worte – Queere Orte“ erfolgreich abgeschlossen

10 Gründe, um über das Thema Akzeptanz und Vielfalt zu reden

Forschungen erkennen „eine deutliche Wanderbewegung“ von LSBT*QI Personen in Großstädte (vgl. Krell/Oldemeier 2016: 48). Es gibt unterschiedliche Hypothesen, die sich mit den Gründen befassen, insgesamt besteht hier jedoch noch eine Forschungslücke, die das Forschungs- und Entwicklungsprojekt ‚Akzeptanz und Vielfalt in Fulda und Region‘ schließen möchte. Um der Abwanderung von LSBT*QI Personen entgegenzuwirken, ist es sinnvoll, die freie Entfaltung der Persönlichkeit und ein offenes, diskriminierungsfreies Zusammenleben, unabhängig von der sexuellen oder geschlechtlichen Identität, zu fördern (vgl. Hessisches Ministerium für Soziales und Integration 2019: 12). Es ist daher Ziel des Projekts ‚Akzeptanz und Vielfalt in Fulda und Region‘, für das Thema sexueller und geschlechtlicher Vielfalt zu sensibilisieren. Das Projekt bietet neben kulturellen und wissenschaftlichen Veranstaltungen auch Möglichkeiten zum Austausch und zur Vernetzung.

Homo- und Transphobie bezeichnet die Angst vor bzw. eine Abneigung gegen Homosexualität und/oder Transidentität (vgl. z.B. Wiesendanger 2002). Folge von Homophobie sind nicht selten homo- und transfeindliche Gewalt. Das Bundeskriminalamt verzeichnete in den 2010er Jahren eine Zunahme homo- und transphober Gewalt. In der ersten Hälfte des Jahres 2019 erfasste das Bundeskriminalamt mehr homo- oder transphob motivierte Gewalttaten als im Jahr 2013 insgesamt (Zeit Online; dpa; lu: 2019).

Homo- und transfeindliche Gewalt meint Gewaltakte gegenüber homo- oder transsexuellen Personen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung und/oder ihrer geschlechtlichen Uneindeutigkeit. Gewaltakte psychischer aber auch physischer Art beeinträchtigen das Leben und die Lebensqualität von lesbischen, schwulen, trans*, inter* und/oder queeren (LSBT*IQ) Menschen.

Gerade physische Gewalt muss nicht immer laut sein. Auch verbale Diskriminierungen und Ausschluss können als Akte der Gewalt bezeichnet werden. Akte der Gewalt, die auf Homonegativität oder Homophobie beruhen und oft mit weitreichenden psychischen, psychosozialen aber auch physischen Folgeerscheinungen einhergehen. Mehr als jede*r Zweite hat bereits üble Nachrede erlebt und mehr als ein Drittel mussten Beschimpfungen in Öffentlichkeit und in der Schule hinnehmen (Hessisches Ministerium für Soziales und Integration: 2019).

  • Diskriminierungserfahrungen im Jugendalter
    Allgemein wird von einem lesbisch-schwulen Anteil von 5-10% der Gesamtbevölkerung ausgegangen. Kinder und Jugendliche nehmen gleichgeschlechtliche Gefühle oder eine von den Normen abweichende geschlechtliche Identität schon im Kindesalter wahr (vgl. Kugler/Nordt 2015: 207). Doch spielt die Einstellung demgegenüber oft erst ab der Pubertät eine identitätsstiftende Rolle. Gerade im Jugendalter können sich Diskriminierungserfahrungen auf die Entwicklung eines positiven Selbstbildes und damit auf die Persönlichkeitsentwicklung auswirken (Hessisches Ministerium für Soziales und Integration 2019: 90). Negative Einstellung gegenüber queeren Lebensweisen ist gerade unter Jugendlichen verbreitet Der Begriff „schwul“ wird auf vielen Schulhöfen noch als Schimpfwort gebraucht (vgl. Klocke 2012). Insgesamt bleibt Homo- und Transphobie, gerade in der Jugendphase, für die Betroffenen mit negativen Auswirkungen folgenreich (vgl Kugler/Nordt: 2015: 209).
  • Diskriminierung in der Familie
    LSBT*QI Personen erleben Diskriminierungs- und/oder Gewalterfahrungen nicht nur im öffentlichen Raum, sondern häufig auch innerhalb des eigenen Familienverbundes. Die Familie wirkt für die Betroffenen häufig nicht als Schutzraum und LSBT*QI Jugendliche erfahren gerade hier durch Familienmitglieder Ausgrenzung und Gewalt.
  • Diskriminierung von Regenbogenfamilien
    Diskriminierungsdruck entsteht aber nicht nur für LSBT*IQ Personen selbst, sondern auch für die Angehörigen. Dies sind beispielsweise Kinder, die in Regenbogenfamilien aufwachsen. Kinder aus solchen Familienkonstellationen machen oft die Erfahrung, dass die Familie als „nicht normal“ abgewertet wird und leiden in Folge dessen unter Diskriminierungsdruck (vgl. Hessisches Ministerium für Soziales und Integration 2019: 13).
  • Diskriminierung am Arbeitsplatz
    Genau wie in der Schule besteht auch am Arbeitsplatz die Gefahr, Opfer von offenem oder verdecktem diskriminierenden Verhalten zu werden. Insgesamt wirkt sich Diskriminierung nicht nur in negativer Weise auf die Betroffenen selbst aus, sondern Diskriminierung belastet auch das Betriebsklima und die Unternehmensergebnisse (vgl. 3 Hessisches Ministerium für Soziales und Integration 2019: 29) – ein Grund mehr, für Akzeptanz und Vielfalt zu sensibilisieren.

Ein US-amerikanischer Report bestimmt Jugendobdachlosigkeit als ein Problem, von dem LSBT*QI Jugendliche besonders häufig betroffen sind. Einer US amerikanischen Studie zu Folge identifizieren sich etwa 35% der ca. 1.200 obdachlosen Jugendlichen, im US Bundesstaat Illinois, als schwul, lesbisch, bisexuell oder Transgender (vgl. Ray: 2006). Insbesondere Trans*personen erleben häufig erschwerten Zugang zu Hilfeeinrichtungen. Sie sind auch in besonderem Maße Gewalt und Diskriminierung ausgesetzt, besagt eine aktuelle Studie aus Hessen (Ohms 2019: 97f.).

Die Suizidrate ist bei LSBT*QI Jugendlichen deutlich erhöht. Dies zeigen unterschiedliche Studien: Laut einer Studie aus dem Jahr 2001 hatten 44,9% der befragten schwulen Jugendlichen Suizid bereits in Erwägung gezogen und 19,2% zumindest schon einmal daran gedacht. Tatsächliche Suizidversuche hinter sich hatten 8,7% der Befragten (vgl. Biechele et. Al 2001). Eine Berliner Studie bescheinigt lesbischen, schwulen oder bisexuellen Jugendlichen ein vier Mal höheres Suizidrisiko als heterosexuellen Gleichaltrigen (vgl. Schupp 1999). In Österreich wurde sogar eine sechsfach höhere Suizidversuchsrate ermittelt (vgl. Faistauer/ Plöderl 2006). Eine französische Studie, die Trans*Personen im Alter von 16 bis 26 Jahren in den Blick genommen hatte, gibt an, dass 69% der Befragten schon einmal über Suizid nachgedacht haben und diese Suizidgedanken mit ihrer Transidentität in Zusammenhang bringen. 34% hatten bereits einen oder sogar mehrere Suizidversuche hinter sich und taten dies zumeist zwischen dem 12 und 17 Lebensjahr (vgl. Homosexualités & Socialisme [HES] and the Movement of Affirmation for Young Gays, Lesbians, Bi and Trans (MAG-LGBT Youth) 2009).

Homonegativität und damit verbundene negative und abwertende Einstellungen wirken sich oft auch bei LSBT*IQ Personen selbst, als verinnerlichte negative Haltung aus, die gegenüber ihrer eigenen sexuellen Orientierung und/oder geschlechtlichen Identität entsteht. Dies geht häufig mit Belastungsfaktoren einher, welche die Gesundheit in akuter Art und Weise schädigen können. Auch agieren die Einrichtungen des Gesundheitssystems nicht immer so, dass sie als vorurteilsfreie Räume wirken. Aus diesem Grund ist davon auszugehen, dass LSBT*IQ Personen, die sich in ambulanter oder stationärer Behandlung befinden, gesundheitlich relevante Aspekte aus Angst vor Ablehnung und Zurückweisung nicht zur Sprache bringen (vgl. Hessisches Ministerium für Soziales und Integration 2019: 19).

Häufig haben Ausgrenzungserfahrungen schon in der Jugend dazu beigetragen, dass ältere und hochbetagte LSBT*IQ Personen soziale Isolation erleben und erdulden (vgl. Hessisches Ministerium für Soziales und Integration 2019: 20).

Für die meisten Menschen ist es selbstverständlich, dass ihr Geburtsgeschlecht und ihre geschlechtliche Identität übereinstimmen. Trans*Personen erfahren in unterschiedlichen Phasen ihres Lebens, zum Teil bereits im Kindesalter, dass dies für sie nicht zutrifft. Sie können sich entweder keinem Geschlecht eindeutig zuordnen oder ihr Identitätsgeschlecht entspricht nicht dem Geburtsgeschlecht. Gerade sie werden aufgrund ihrer geschlechtlichen Uneindeutigkeit besonders häufig Ziel von Aggressionen. Inter*Personen passen aufgrund körperlicher und/oder genetischer Merkmale von Geburt an nicht in das zweigeschlechtliche Mann/Frau Schema.

Seit ungefähr den 1950er Jahren, werden in Deutschland geschlechtsangleichende Operationen an Inter*Personen durchgeführt. Diese verfolgen das Ziel, eine eindeutige Geschlechtsidentität zu befördern. Hierbei wird das anatomische Erscheinungsbild einem binären Geschlechtsideal angenähert. Dies passiert oft mit dramatischen Folgen für die Betroffenen wie: der Verlust der Fortpflanzungsfähigkeit, Traumata, schwerwiegende Beeinträchtigungen des sexuellen Empfindungsvermögens, gravierende Nebenwirkungen dauerhafter Hormonbehandlung (z. B. Stimmungsschwankungen, Veränderung der Geschlechtsidentität, Osteo porose) bis hin zu dauerhafter Erwerbsunfähigkeit oder Schwerbehinderung.

Auch heute noch gehören Menschenrechtsverletzungen aufgrund der sexuellen Orientierung oder der geschlechtlichen Identität vielerorts zur Tagesordnung. LSBT*IQ Personen erfahren teils (massive) Eingriffe in ihr Privatleben. In vielen Ländern kommt es zu willkürlichen Verhaftungen und zu Folter bis hin zur Todesstrafe (humanrights.ch: 2007). Sexualisierte Gewalt gegen LSBT*IQ Personen und tiefgreifende Diskriminierung in allen Lebensbereichen sind jedoch auch in Deutschland noch nicht vollständig verschwunden.

Was bedeutet LSBT*IQ?

Mit der Abkürzung LSBT*IQ sind lesbische, schwule, bisexuelle, trans*, inter* sowie queere Personen gemeint.

Lesben, Schwule, Bisexuelle

Homosexuelle Menschen, also Personen, die sich zu Menschen des gleichen Geschlechts hingezogen fühlen, bevorzugen oftmals die Selbstbezeichnungen schwul oder lesbisch. Wer sich sowohl zu Männern als auch zu Frauen hingezogen fühlt, versteht sich meist als bisexuell.

Trans* Menschen

Transsexuell, Transgender, Transident – Personen, deren bei der Geburt zugewiesenes Geschlecht mit dem eigenen Erleben ihrer Geschlechtszugehörigkeit nicht vereinbar ist, nutzen für sich verschiedene Bezeichnungen. Der Begriff trans* lässt die genaue Zuschreibung offen.

Intersexuelle Menschen

Personen, die genetisch, anatomisch oder hormonell nicht eindeutig dem weiblichen oder dem männlichen Geschlecht zugeordnet werden können, werden intersexuell genannt. Der dritte Personenstand „divers“ ist in Deutschland gleichberechtigt zu männlich und weiblich anerkannt.

Queer war ursprünglich ein Schimpfwort.

Mittlerweile wird der Begriff als positive Sammelbezeichnung für Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans* und intergeschlechtliche Menschen benutzt. Zudem bezeichnen immer mehr Menschen ihre Lebensweise oder Identität als queer.

Vernetzung

Ein tolles Tool, um sich mit anderen Initiativen und Organisationen im Land Hessen zu vernetzen, ist die Online-Plattform des LSBT*IQ-Netzwerks Hessen: https://lsbtiq-hessen.de/
 Initiativen, Organisationen und Gruppen haben die Möglichkeit sich hier einzutragen. Über diese Website erhält man auch einen Überblick über das Veranstaltungsangebot vieler LSBT*IQ Gruppen, Vereine und Institutionen in Hessen.
Etwa alle sechs Wochen findet ein Online-Vernetzungstreffen statt. Initiativen, Organisationen und Gruppen aus Fulda und Region, die sich mit queeren Themen beschäftigen, sind herzlich eingeladen am Austausch teilzunehmen. Bei Interesse, reicht eine kurze Mail an info@akzeptanzundvielfalt-fd.de. Daraufhin können mögliche Fragen geklärt und die nächsten Termine und Einladungen verschickt werden.

Projektteam & Kontakt

Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften

David Muñiz-Hernández, M. A.
Pronomen er/ihm

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

david.muniz-hernandez@sk.hs-fulda.de

Jana-Christina Zentgraf, M. A.
Pronomen sie/ihr

 Wissenschaftliche Mitarbeiterin

jana-christina.zentgraf@sk.hs-fulda.de

Prof. Dr. Carola Bauschke-Urban (Projektleiterin)
Pronomen sie/ihr

Queere Stunde*

queerestunde@gmail.com

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